Der Begriff Tuīná setzt sich aus den chinesischen Wörtern tuī (schieben) und ná (greifen) zusammen, welche zwei der bei dieser Therapieform verwendeten Techniken beschreiben.
Insgesamt beinhaltet Tuīná in ihrer Anwendung massierende, mobilisierende und akupressierende Behandlungstechniken an Haut, Muskulatur, Sehnen, Bändern, Gelenken sowie an Leitbahnen, Leitbahnpunkten und Einfluss-bereichen. Ergänzend und unterstützend kommen je nach Beschwerden auch Salben, Lotionen oder Packungen aus Kräutern sowie die Moxibustion und das Schröpfen zur Anwendung.
Die Behandlung orientiert sich dabei immer am persönlichen Beschwerde- und Disharmoniemuster und begleitet den Menschen individuell auf seinem Weg zu Heilung und Gesundung.
Die Anwendung von Tuina reicht neben der Orthopädie weit in den Bereich der Traumatologie und postoperativen Nachsorge und wird erfolgreich bei der rehabilitativen Unterstützung von Patienten in verschiedenen Bereichen eingesetzt.
Aber auch Beschwerden an Sehnen, Bändern, Muskeln und Gelenken durch angeborene oder erworbene Ursachen, wie beispielsweise Sportverletzungen, Degeneration, Verletzungen, Bandscheibenvorfälle, sowie sonstige muskuläre Fehl- oder Überbelastungen, profitieren sehr von dieser Therapieform.
Disharmoniemuster, die mit Tuina behandelt werden können, entstehen durch innere Einflüsse wie Gemütsfaktoren, Ernährungsfehler oder angeborene körperliche Schäden, aber auch durch äußere Einflüsse wie Unfälle, Verletzungen, klimatische Faktoren oder körperliche Überlastung.
Häufig werden kombinierte Einflüsse wie Abnutzungs- und Degenerations-erscheinungen am Bewegungs-apparat aller Altersgruppen mit Tuina in Kombination mit Akupunktur behandelt.
Das Schröpfen gilt als eine der ältesten Therapieformen der Welt und wurde sowohl in China wie auch im griechischen und ägyptischen Altertum als Reiztherapie und ausleitendes Verfahren hochgeschätzt.
Mittels Schröpfgläser, welche mit Unterdruck auf die Haut aufgesetzt werden, bewirkt diese Therapieform eine Aktivierung der behandelten Bereiche und kann sowohl sedierend, wie auch tonisierend eingesetzt werden. Schröpfen regt die lokale Durchblutung an, stimuliert das Immunsystem, verbessert die Mikrozirkulation von Blut und Lymphe und reduziert den Muskeltonus.
Im Kontext der Chinesischen Medizin lassen sich also pathogene Faktoren beseitigen, Fülle ausleiten und das Qi in Bewegung bringen. Um diese Effekte zu erzielen, verwendet man traditionell drei verschiedene Verfahren:
Unblutiges Schröpfen
Mithilfe einer Feuerquelle wird im Inneren eines Schröpfkopfes ein Unterdruck hergestellt und schnell auf die unverletzte Haut, der zuvor ausgesuchten Bereiche, aufgesetzt. Das Gewebe dieses Bereichs wird in den Schröpfkopf hineingezogen, die Durchblutung angeregt, das Immunsystem stimuliert und das Gewebe entlastet.
Schröpfmassage
Der angesaugte Schröpfkopf wird über die zuvor eingeölte Hautpartie bewegt, was eine sehr entspannende und entlastende Massage zur Folge hat und häufig im Schulterbereich oder beidseits der Wirbelsäule bei Rückenbeschwerden eingesetzt wird.
Blutiges Schröpfen
Die Vorgehensweise des blutigen Schröpfens ist ähnlich der des unblutigen Schröpfens mit dem Unterschied, dass die Haut zuvor mit einem Pflaumenblütenhämmerchen oder einer Lanzette ganz leicht angeritzt wird. So kann beim Schröpfen ein wenig Blut austreten, um die gewählten Bereiche entlasten. Hygiene und Sterilität der benutzten Materialien werden dabei natürlich ganz groß geschrieben.
In der Regel wird das Schröpfen von Patienten als sehr angenehm und entlastend empfunden und natürlich werden sie vor jeder Behandlung darüber aufgeklärt, dass sich in vielen Fällen Hämatome bilden, welche im Sinne der Aktivierung des Immunsystems und Ausleitung von pathogenen Faktoren erwünscht sind. Diese bilden sich üblicherweise schmerzlos innerhalb von wenigen Tagen zurück.
Die Gua-Sha-Technik ist eine traditionelle, volksheilkundliche Behandlungsweise, bei welcher mit einer abgerundeten Kante eines Porzellanlöffels, einer Münze oder einer Jadescheibe mehrmals über einen bestimmten Bereich geschabt wird, bis eine deutliche Verfärbung der Haut sichtbar ist.
Auch leichte Einblutungen können hierbei entstehen und sind als therapeutische Technik erwünscht. In meiner Praxis wird dies natürlich unter sicheren hygienischen Bedingungen und mit einem speziellen Schaber aus echter Jade durchgeführt.
Patienten verspüren dabei häufig eine sofortige Erleichterung ihrer Beschwerden und verbleibende Spuren verschwinden in der Regel nach 2-4 Tagen wieder.
Diese in Südostasien weitverbreitete Technik wird dort gerne als „Erste Hilfe“ im häuslichen Bereich und besonders bei akuten Erkrankungen und Stasen eingesetzt.
In der Chinesischen Medizin wird sie, ähnlich dem Schröpfen, gerne als begleitende und unterstützende Behandlung verwendet.